Alfheim Prypjat

Aus Kreiswanderer

Unter den Albenvölkern die einst diese Sphäre verließen, gibt es einen Stamm der zu uns zurückgekehrt ist. Zwar kann von “verlassen” im Fall des großen Exodus nur bedingt gesprochen werden, durchziehen doch immer wieder Angehörige des Albenvolks unsere Welt und ein Kundiger kann sie sogar einstweilen entdecken, doch gab es seit der Zeit der Mythen keine großen Albenzivilisationen in unserer Sphäre. Eine aus dem Albenvolk fand auf ihrer Reise einen Ort, den die Menschen vollständiger verlassen hatten als jeden anderen Ort, den sie bisher besucht hatte. Nur kleine Menschengruppen durchstreifen das Gebiet und das auch nur für wenige Stunden am Stück.

Uncharakteristisch kurz nachdem die ersten Erzählungen von diesem Landstrich ihren Weg in die anderen Sphären fanden, finden sich vermehrt Sichtungen in den Berichten der in dem Bereich stationierten Arbeiter, diese wurden jedoch bis vor kurzer Zeit von der Zehnten Verwaltung des KGB unter Verschluss gehalten. Zwar wurde beschlossen, dass die Untersuchung der Albenbesiedlung hinter den Anforderungen der Eindämmungsversuche in dem Bereich zurückstehen musste, doch wurde eine Sondereinheit der Grenztruppen unter Leitung einer Forschungsgruppe von Sphärenkundigen um das Siedlungsgebiet herum stationiert.

Die albische Besiedlung entwickelte sich zu einem bedeutenden Forschungsobjekt und ermöglichte einen Einblick in die Lebensweise von außensphärischen Völkern, der nur von wenigen Forschungsprojekten erreicht wird. Die Alben des Gebietes scheinen sich selbst als den “Stamm der grauen Wiese” zu bezeichnen. Es wurde festgestellt, dass sich diese Identität erst nach dem Übertritt in unsere Sphäre entwickelte und unter den Albenvölkern, die sich in den äußeren Sphären befinden, keine Anerkennung findet. Daraus folgt, dass es sich bei den Alben von der grauen Wiese um eine Randgruppe der Albenkultur handeln muss. Die Stämme der Alben fußen ihre Herkunft stets auf Gründerereignisse und -Persönlichkeiten aus der Zeit der Mythen. Stämme, die sich nach dem großen Exodus abspalten, werden von den älteren Stämmen als minderwertig betrachtet und ihre einzigartige Kultur als eine inakzeptable Abkehr von den Traditionen gesehen. Inwieweit die Traditionen der grauen Wiese sich von denen der außensphärischen Alben unterscheiden konnte bisher nicht geprüft werden. Die Alben von der grauen Wiese leben in kleinen Familiengruppen von drei bis sechs Individuen über das Gebiet verteilt. Größere Zusammenkünfte finden nur in Zeiten großer Not aus kulturellen Gründen statt. So werden die Kinder der Alben in jedes Jahr in einer Zeremonie in den Stand der Erwachsenen aufgenommen und im Frühjahr findet ein Stammestreffen statt, an dem alle Erwachsenen teilnehmen müssen. Das Treffen umfasst eine krude demokratische Abstimmung über die Geschicke des Klans, eine Ehrung der Toten des Jahres sowie einen festlichen Austausch zwischen den Familiengruppen.

Eine einheitliche technische Stufe lässt sich bei den Alben nicht feststellen. Es wurden Gruppen beobachtet, deren Kleidung, Auftreten und Ausrüstung vergleichbar mit denen von Naturvölkern sind, während Gruppen deren Lebensraum nahe ehemaligen menschlichen Siedlungen einen modernen Lebensstil pflegen. Spannungen zwischen beiden Extremen wurden beobachtet, führten jedoch bisher zu keiner langfristigen Spaltung. Jedoch scheinen sowohl die Zahlen der in den ehemaligen Gebäuden von Prypjat lebenden Alben als auch derjenigen, die sich weit von diesen Orten fernhalten mit jedem Jahr zu wachsen. Beide Gruppen sorgen jedoch mit außergewöhnlicher Sorgfalt für eine fast völlige Verschleierung vor Menschlichen Erkundungsversuchen und gehen keiner landwirtschaftlichen Tätigkeit nach oder konstruieren dauerhafte Behausungen.

Seitdem im Juni 1991 die Grenztruppen und die leitende Forschungsgruppe abgezogen wurden steht das Gebiet der freien sphärenkundlichen Forschung zur Verfügung. Die Zahl der Alben in dem Gebiet ist seitdem weniger schnell gewachsen, als die hohe Geburtenrate zulässt. Ob dies auf eine Auswanderungsbewegung zurückzuführen ist konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Die Sichtung von Alben in europäischen und asiatischen Wäldern scheint dies allerdings zu belegen. Eine Bewegung wurde im Gebiet beobachtet, nach der alle bis auf eine Gruppe von Familien sich aus dem reaktornahen Gebiet zurückgezogen haben, während diese in die entgegengesetzte Richtung zogen. Ob dies auf den Beginn der Bauarbeiten am neuen Sarkophag oder ein anderes Ereignis zurückzuführen ist wird untersucht. Allerdings scheinen die Alben den Schäden der Strahlung in vergleichbarer Weise ausgesetzt zu sein wie Menschen, wie einige Funde toter Alben belegen. So scheinen eine ergraute Haut und wenig bis keine Körperbehaarung in den reaktornahen Familien häufig und Missbildungen und Krankheitsbilder, wie sie für Strahlenschäden üblich sind nehmen zu. Warum allerdings eine Bewegung zu diesen Orten in einigen Gruppen zu beobachten ist, ist ungeklärt.