Ebenhardts Notizen: Drumaven

Aus Kreiswanderer

Viele Namen haben sie: Dunkeldryaden, Schwarze Witwen, Drumaven. Sie locken euch an, bieten euch Linderung eurer überspitzten Gier und Lust. Und dann werden sie euch fressen und euer Fleisch wird Teil ihrer Heimat werden.

Aber fangen wir am Anfang an. Man sagt ja, dass Wälder mit Dryaden für gewöhnlich gedeihen und dass, wenn diese aus dem Wald vertrieben oder vernichtet werden, er langsam vor die Hunde geht. Dies möchte ich hier zunächst etwas spezifizieren: Wenn Dryaden freiwillig gehen, hinterlassen sie geheilte Natur, die von sich aus stabil ist und extrazirkulären Mächten trotzt. Dort, wo sie jedoch durch Mensch, Zwerg, Dämon oder Engel vertrieben werden, hinterlassen sie Löcher in ihren Heimatbäumen. Diese Löcher können von anderen Geistern besetzt werden und aus der Domäne der Venaridia ist mir ein besonders abscheuliches Exemplar vor die Augen getreten.

Auf den ersten Blick wirken sie wie wunderschöne Frauen, insoweit sind sie Dryaden nicht unähnlich. Sie sind auch ähnlich nymphoman wie ihre existenziellen Vorbilder und so könnte man auf die Idee kommen, sich bei ihnen die Einsamkeit in den Wäldern zu vertreiben. Lasst es, fallt nicht auf die Versuchung herein, denn sobald ihr eine Drumave seht, seid ihr in ihrem Jagdrevier. Das erste Anzeichen ist ein überspitztes Lustgefühl, denn die Drumave nimmt, je nach Alter, Einfluss auf ihre gesamte Umgebung, um ihre Beute anzulocken. Solltet ihr dem nachgehen, macht euch auf ein langes und kräftezehrendes Katz- und Mausspiel gefasst, sie will sich von euch fangen lassen, aber sie will es euch nicht einfach machen. So kommt ihr immer näher in das Zentrum ihres Wirkens, zu dem Heimatbaum der einst von einer Dryade verlassen wurde. Hier wird sie euch auflauern und wenn ihr nichts parat habt, womit ihr sie abwehren könnt, wird sie euch vergewaltigen und fressen.

Ihr werdet es schon an der Umgebung bemerken, dass etwas anders ist. Es gibt hier mehr Tiere als üblich und sie sind weniger scheu, als ihre Artgenossen außerhalb des Einflusses. Auch die Pflanzen scheinen hier üppiger zu wachsen als anderswo, insofern könnte man das Waldstück durchaus mit der Stätte einer Dryade verwechseln. Doch schaut genau hin. Die Tiere des Waldes sind keineswegs friedfertiger, ein Raubtier wird euch immer noch als Beute sehen. Die höhere Zahl liegt einfach an einer gesteigerten Reproduktionsrate, die Aggression nimmt nicht ab. Allerspätestens jedoch wenn ihr in die Nähe des Zentrums kommt, sollte euch der Unterschied bewusst werden. Der Untergrund wird schlammig werden und ihr werdet den Eisengehalt in der Luft riechen. Die Tierdichte wird schlagartig abnehmen und die Vegetation sich weiter verdichten. Und wenn ihr am Heimatbaum ankommt, seht ihr statt einer stattlichen Eiche eine verknöcherte, krumme Variante. Die Rinde ist schwarz und scheint zu pulsieren und die Wurzeln sind frei beweglich und werden zum Fangen der Beute eingesetzt. Hier zeigt die Drumave auch ihre scharfen Klauen und Zähne, mit denen sie euch fressen wird.

Ich selbst bin nur entkommen, weil ich mich gezielt darauf vorbereitet habe, ein Teleportzauber mit Körperkontakt-Trigger gehört seitdem zu meiner Standardausrüstung, wenn ich auf solche Erkundungen gehe. Allen anderen empfehle ich: Bleibt ihnen fern. Es wird nicht gut enden und es ist gewiss auch kein besonders angenehmer Tod.

— Magister Ebenhardt, Feldforscher der Akademie zu Tarraccas